Gelesen! Juli bis September 2022

Ich weiß, ich bin SEHR spät dran. Aber Bücher sind zum Glück zeitlos, daher kommen hier all diejenigen, die ich von Juli bis September gelesen und gehört habe 🙂

Gelesen im dritten Quartal 2022: Juli, August, September

Preußler, Otfried: Krabat. Thienemann Verlag, 256 Seiten, 15 Euro (gebunden)

Krabat (von Otfried Preußler)
Im vergangenen Jahr habe ich einige Lücken, was Kinderbuch“klassiker“ angeht, geschlossen. Dazu gehörten etwa Jim Knopf, Momo und auch Krabat. Ich habe es als Hörspiel gehört und ich kann euch sagen: Das war ganz schön gruselig 😀 Aber es hat auch einen großen Eindruck bei mir hinterlassen, sodass ich es nochmal lesen wollte.
Inhalt: In seinen Träumen wird Krabat zu einer Mühle gerufen. Er macht sich auf den Weg dorthin, unwissend, dass diese Mühle sein ganzes Leben verändern wird. Dort angekommen, geht er mit dem Meister einen Vertrag ein: Er wird dort Geselle. Doch auf der Mühle im Koselbruch lernt er nicht nur, Getreide zu Mehl zu malen, sondern auch die dunklen Künste der Magie.
Meinung: Die Geschichte um Krabat basiert auf einer alten Sage und ich finde, Otfried Preußler hat daraus ein spannendes Buch gemacht. Ob es nun wirklich ein „Kinder“buch ist, wage ich nicht zu beantworten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich als Kind zu viel Angst gehabt hätte, denn die Geschichte ist durchaus gruselig (wobei das Hörspiel gruseliger war, als das Buch). Dennoch eine interessante Geschichte, die von Gut und Böse handelt.

Currey, Mason: Musenküsse. Die täglichen Rituale berühmter Künstlerinnen. Kein & Aber, 288 Seiten, 16 Euro (gebunden)

Musenküsse. Die täglichen Rituale berühmter Künstlerinnen: „Mein kreatives Geheimnis sind bequeme Schuhe.“ (von Mason Currey)
Musenküsse ist eine Reihe aus insgesamt drei Büchern, dieses ist das letzte. Ich mochte die zwei vorherigen unglaublich gerne, und es gefiel mir umso mehr, dass der Fokus in diesem Band auf weibliche Künstlerinnen liegt. Übrigens sind die Teile aber unabhängig voneinander, man kann sie in beliebiger Reihenfolge lesen.
Inhalt: In jedem der Musenküsse-Bücher werden die Rituale und Tagesroutinen kreativer Menschen betrachtet. Wie viele Stunden arbeiten sie an ihren Kunstwerken? Zu welcher Uhrzeit? Was essen sie? Wie bereiten sie sich auf Auftritte vor? Was brauchen sie, um kreativ werden zu können?
Meinung: Mir haben alle drei Teile der Musenküsse-Reihe sehr gefallen. Ich könnte nicht sagen, ob einer davon schlechter oder besser war. Sicherlich kann es eine Rolle spielen, ob man die genannten Künstler und Künstlerinnen (in diesem Fall nur weibliche) kennt oder nicht, aber ehrlich gesagt hat es mich immer so oder so sehr interessiert. Ich fand es immer äußerst inspirierend und würde es vor allem Menschen empfehlen, die sich entweder für biografische Bücher bestimmter Personen begeistern können, oder die selbst künstlerisch tätig sind.

Kasten, Mona: Lonely Heart. LYX, 416 Seiten, 18 Euro (gebunden)

Lonely Heart (von Mona Kasten)
Mona Kasten kenne ich noch seit ihren YouTube-Zeiten. Bis heute bin ich ein bisschen traurig, dass sie keine Videos mehr macht. Aber ich verstehe, dass sie sich die Zeit wohl eher fürs Schreiben nehmen möchte. Denn schließlich tut sie das mittlerweile hauptberuflich – und das ziemlich erfolgreich! Vor kurzem erschien ihr allerneuster New-Adult-Roman „Lonely Heart“, auf den ich mich schon eine Weile gefreut hatte.
Inhalt: Rosie ist eine erfolgreiche Web-Radio-Moderatorin. Als sie erfährt, dass ihre Lieblingsband Scarlet Luck für ein Interview in ihr Studio kommt, ist sie unglaublich aufgeregt. Dabei ist sie – als Fan der ersten Stunde – sowieso schon besser vorbereitet als alle anderen Moderator*innen da draußen! Doch bei Scarlet Luck gibt es mehr zu wissen, als Songtitel und Werdegang. Insbesondere der Schlagzeuger Adam sticht heraus, ist er doch dafür bekannt, seit Jahren nicht nur enthaltsam zu leben, sondern auch generell keinerlei Berührungen zu dulden. Dann passiert das Undenkbare: Das Interview wird zu einer Katastrophe. Die Band verlässt empört das Studio und alles, was sich Rosie mühsam aufgebaut hat, scheint augenblicklich zu zerbrechen…
Meinung: Okay, ich gebe es zu: Ich habe dieses Buch an zwei Tagen gehört. Es dauert ja auch nur fast zehn Stunden, I mean… Ich weiß nicht genau, was es ist, aber ab und zu liebe ich einfach kitschige New Adult-Romane. Ich habe vor zwei Jahren auch die Maxton Hall-Reihe von Mona Kasten gelesen (Save me/Save you/Save us, drei Bücher á ca. 400 Seiten an ungefähr 5 Tagen) und liebte sie. Nicht, weil diese Bücher so literarisch wertvoll sind oder weil die Sprache poetisch ist oder weil sie mein Leben von Grund auf verändern. Nein, einfach weil sie Spaß machen. Weil sie spannend sind. Weil es Buchpopcorn zum wegsnacken ist. Ich bin eine Querbeet-Leserin durch und durch, war ich schon immer. Denn ich feiere jedes Genre, sofern die Autor*innen gut schreiben und die Geschichte toll aufs Papier bringen. Und eine Liebesgeschichte geht doch immer, oder? Eine kleine Anmerkung an dieser Stelle noch: Ich bin überhaupt kein Fan davon, gewisse Genres zu belächeln oder als dumm/peinlich/kindisch abzustempeln. Wieso auch? Es ist fucking viel Arbeit, einen Roman zu schreiben. Und die Geschichte tut den Menschen gut. Gerade in einer Zeit voller Krisen ist es doch absolut verständlich, wenn man sich Mal zurücklehnen und mit ein paar Charakteren mitfiebern möchte, im Wissen, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Niemand würde es belächeln, wenn ich nicht jeden Tag einen superexperimentellen Psychothriller gucken will, sondern auch mal eine Komödie oder einen Liebesfilm. Wieso wird bei Literatur so sehr abgewertet? Sobald jemand nicht nur Goethe und Kafka liest, heißt es, die Person verstehe nichts von Literatur. Das ist Quatsch. Es ist einfach ein anderer Geschmack. Und darüber lässt sich doch bekanntlich nicht streiten, oder? Außerdem: Immer wieder heißt es, junge Menschen würden nicht mehr lesen. Das stimmt nicht. Es gibt eine riesige Community auf Instagram, TikTok und Youtube, die haufenweise New Adult, Fantasy und mehr verschlingt. Also verurteilt die Leute nicht. Seid froh, wenn Jugendliche, Kinder, oder wer auch immer, sich hinsetzen, sich zehn Stunden Zeit nehmen, um ein Buch zu lesen und dafür Pause vom ständigen Scrolling machen. Also: Go New Adult!

Kasten, Mona: Begin Again. LYX, 478 Seiten, 12 Euro (Paperback)

Begin Again (von Mona Kasten)
Ich war so begeister von „Lonely Heart“, dass ich unbedingt weiterlesen/-hören wollte. Leider erscheint Teil zwei erst im November. Doch glücklicherweise hat Mona Kasten schon einige Bücher geschrieben, etwa die fünfteilige Again-Reihe, die bis November eben mein „Lückenfüller“ sein muss 😉
Inhalt: Allie ist verzweifelt auf der Suche nach einem WG-Zimmer. So verzweifelt, dass sie schließlich bei diesem arroganten Typen namens Kaden einzieht. Ihr bleibt schließlich keine andere Wahl, wenn sie ihren Plan durchziehen möchte, so weit weg von ihren Eltern zu studieren, wie nur möglich. Allerdings stellt Kaden einige Regeln für das Zusammenleben auf, unter anderem: „Zwischen uns wird niemals etwas laufen“…
Meinung: Zugegeben: „Lonely Heart“ hat mich mehr gepackt. Aber Allies und Kadens Liebesgeschichte hat mir trotzdem sehr viel Spaß gemacht. Zeitweise gab mir Allies Geschichte ein wenig Gossip-Girl-Vibes, was ich aber nicht schlimm finde. Zwar hatte das Buch einige Klischees – und natürlich sehr viel Kitsch (aber ich liebe Kitsch!) – aber dennoch auch einige überraschende Wendungen und Hintergrundstorys. Auch hier gilt das, was für alle New-Adult-Romane gilt: Wer nach anspruchsvoller Weltliteratur sucht, ist hier falsch. Wer aber eine spannende und mitreißende Romanze sucht, von der man nicht mehr loskommt, macht mit „Begin Again“ nichts falsch.

Kasten, Mona: Trust Again. LYX, 480 Seiten, 12 Euro (Paperback)

Trust Again (von Mona Kasten)
Ich glaube, ich muss nichts weiter dazu sagen… 😀
Inhalt: Dawn hat die Liebe aufgegeben. Nach einer schrecklichen Erfahrung mit ihrem Ex möchte sie am liebsten nie wieder einen Kerl an sich heranlassen und sich nur noch der Schreiberei widmen. Ihr Taschengeld verdient sie als Autorin ziemlich heißer Novellen. Doch so gut es ihr auch gelingen mag, Sex und Liebe aufs Papier zu bringen, im echten Leben hat sie damit so einige Probleme. Vor allem, als sie ihre Gefühle für einen ihrer besten Freunde Spencer nicht mehr unterdrücken kann.
Meinung: Ich habe ein wenig gebraucht, um in die Geschichte reinzukommen. Der erste Teil hat mir auf jeden Fall besser gefallen, doch nach einiger Zeit habe ich mich auch mit Dawn „angefreundet“. Auch hier gibt es selbstverständlich Klischees und ich würde die Geschichte nicht als „Hohe Literatur“ bezeichnen – doch das habe ich auch überhaupt nicht gesucht. Es gilt das gleiche, wie beim ersten Teil „Begin Again“: Wer eine Romanze sucht, einen Pageturner, der einen nicht länger als die Lesedauer beschäftigt, ist hier richtig.

Newport, Cal: Digitaler Minimalismus: Besser leben mit weniger Technologie. Redline Verlag, 274 Seiten, 19,99 Euro (Taschenbuch)

Digitaler Minimalismus (von Cal Newport)
Melanie Raabe (natürlich!) hat mich auf dieses Buch gebracht. Wenn ich mich richtig erinnere, dann liest sie es jedes Jahr. Nicht schlecht – und sicherlich sehr hilfreich und effektiv, wenn man wirklich umsetzen will, was in diesem Buch geschrieben steht. Mir hat einmal aber fürs Erste gereicht… 😉
Inhalt: Cal Newport beschäftigte sich schon vorher mit dem Thema Ablenkung. In diesem Buch zeigt er, dass der Schlüssel zu einem guten Leben in der Hightech-Welt darin besteht, die Nutzung der Technologien in allen Bereichen des Lebens auf das Wesentlichste zu reduzieren. Er zeigt, wie ein Digital Detox funktioniert, und wie man lernt, digitalen Ablenkungen künftig zu widerstehen, Online-Tools nur intentional zu nutzen und das Leben zu vereinfachen.
Meinung: „Digitaler Minimalismus“ hat vielleicht nicht „mein komplettes Leben verändert“ – aber ansatzweise eigentlich schon. Zumindest fand ich es unglaublich interessant, wie Cal Newport die Entwicklung der Medien und der digitalen Tools beschreibt, was es für Nachteile mit sich bringt, und wie man damit umgehen kann, ohne in einer Spirale zu enden, aus der man sich nur schwer befreien kann. Ich habe seitdem meinen Instagram-Konsum deutlich verringert und hinterfrage auch andere Geräte und Umgangsweisen. Und ich kann sagen: Es geht mir sehr viel besser als vorher. Ich bin achtsamer, lebe bewusster und habe nicht mehr das Gefühl, meine Zeit im Internet zu verschwenden, sondern bewusst zu nutzen mit den Dingen, die mir gefallen.

Lichtenberg, Eva-Maria und Steindorff, Vincent: Lass uns reden! Aber richtig! Die Kunst der ganzheitlichen Kommunikation in der Partnerschaft, TenBook, 151 Seiten, 12,99 Euro (Taschenbuch)

Lass uns reden! Aber richtig! Die Kunst der ganzheitlichen Kommunikation in der Partnerschaft (von Eva-Maria Lichtenberg und Vincent Steindorff)
Eigentlich wollte ich irgendein bekanntes Buch – ich weiß nicht mehr welches – über Kommunikation in der Partnerschaft lesen, doch leider gab es das nicht auf meiner Hörbuchapp. Doch bei der Suche stieß ich auf dieses und entschloss mich, auch, da es relativ kurz ist, reinzuhören.
Inhalt: Dieses Buch widmet sich täglichen Streitereien und Problemen in einer Partnerschaft, insbesondere Kommunikationsproblemen. Es geht um die Ursprünge dieser, wie sie sich offenbaren, wieso sie eine Beziehung kaputt machen und natürlich darum, wie wir anders (besser) miteinander umgehen und uns wieder besser verstehen können.
Meinung: Ich denke, das Buch ist eher für Paare geeignet, die bereits zusammenleben und evtl. auch Kinder haben. Denn viele Tipps und Probleme beziehen sich auf ein Ungleichgewicht der Aufgaben im Haushalt oder der Kinderbetreuung. Zumindest erschien es mir so. Aber trotzdem konnte ich ein paar hilfreiche Hinweise mitnehmen, die sich auf die allgemeine Kommunikation, beispielsweise in Streitgesprächen und Diskussionen, beziehen. Allerdings glaube ich auch, dass Menschen, die sich bereits ein wenig mit Psychologie und Kommunikation auseinandergesetzt haben, vieles schon wissen werden. Etwa das „Vier-Ohren-Modell“ von Schulz von Thun. Trotz allem eine ganz interessante Lektüre, die sicherlich nicht schadet. Außerdem gab es auch gute Zusammenfassungen beziehungsweise Übersichten von „No-Gos“, aber auch von Ideen für abwechslungsreiche Unternehmungen.

Vom Ende der Einsamkeit (von Benedict Wells)
Nachdem er mir wegen seiner Kurzgeschichten (die ich allerdings noch nicht gelesen habe) empfohlen wurde, habe ich mich ein wenig mit ihm beschäftigt – was gar nicht so einfach ist, denn Benedict Wells gibt so gut wie gar keine Interviews. Doch er gilt als einer der begabtesten Autoren unserer Zeit und deshalb wollte ich es gerne mal mit ihm versuchen.
Inhalt: Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Fortan leben sie in einem Internat und jeder geht mit den Problemen dort anders um. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein.
Meinung: Wahn. Sinn. Selten so ein wundervoll geschriebenes Buch gehört oder gelesen. Benedict Wells schreibt so einfühlsam, berührend, traurig, glücklich – alles, was man sich nur denken kann – und erschafft somit ein fabelhaftes Werk. Deutsche Literatur kann was, Wells beweist es. Es ist wirklich wundervoll, eine hohe Kunst eines vergleichsweise jungen Autors. Ich werde auf JEDEN Fall noch seine anderen Bücher lesen/hören. Und ich lege dieses Werk jedem ans Herz. Aber Achtung: Es geht um Krebs, Tod und Verlust. Wen diese Themen triggern, sollte lieber etwas anderes lesen. An manchem Stellen wird es wirklich unfassbar traurig. Nicht nur aufgrund dessen, was passiert, sondern weil Benedict Wells so feinfühlig die Emotionen des Protagonisten beschreibt, das Innenleben nach außen stülpt und es uns offenlegt. Ich kann nicht mehr dazu sagen als: So schreiben können… Das ist wohl der Traum eines jeden Schreibenden.

De Vigan, Delphine: Die Kinder sind Könige. Dumont, 320 Seiten, 23 Euro (gebunden)

Die Kinder sind Könige (von Delphine de Vigan)
Auf dieses Buch bin ich durch die YouTuberin „Buchgeschichten“ gekommen.
Inhalt: Mélanie war als junges Mädchen ein großer Fan von Formaten wie ›Big Brother‹. Sie hatte stets davon geträumt, berühmt zu werden. Jahre später, als Mutter zweier Kinder, ist es ihr gelungen: Sie ist eine erfolgreiche YouTuberin mit Tausenden von Followern. Objekt ihrer Videos und Posts sind ihre Kinder, die auf Schritt und Tritt gefilmt werden. Seit Kurzem kommt ihre kleine Tochter dem Filmen jedoch immer unwilliger nach. Mélanie tut das als eine Laune ab. Denn wie könnte man die unendliche Liebe, die ihnen aus dem Netz entgegenkommt, als Last empfinden? Kurz darauf verschwindet Kimmy nach einem Versteckspiel spurlos. Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen?
Meinung: „Die Kinder sind Könige“ ist nicht einfach nur ein sehr gutes Buch. Es ist vor allem ein wichtiges Buch, wenn nicht sogar eines der wichtigsten, das ich mir für unser Zeitalter, für meine und nachfolgende Generationen vorstellen kann. Die Darstellung der Kinder- und Familieninfluencer, sowie der technische Fortschritt, die umfassende Überwachung, Videos überall, alles wird gepostet…. – all das wirkt fast wie eine Dystopie. Doch man darf sich diesem Gedanken nicht ergeben, denn es ist die Realität. Und die Stellt de Vigan so unheimlich gut dar, dass es mich immer noch schaudert, wenn ich an dieses Buch zurückdenke. Ich persönlich bin gar nicht so viel auf Social Media unterwegs, aber ich habe Accounts und ich teile hin und wieder etwas. Und vor allem weiß ich, wie leicht man sich in den Sog ziehen lassen kann, dem Sog aus Videos, Bildern, Reels, swipen, wischen, mehr, mehr, mehr. Wie gefährlich das ist, nicht nur für uns, sondern auch für die Menschen, die sich darstellen oder andere (eben zum Beispiel verwundbare Kinder, die eigentlich geschützt werden sollten!), wird mir immer mehr klar. Ich kann nur jedem Menschen empfehlen, dieses Buch zu lesen!!!

von Schirach, Ferdinand: Die Würde ist antastbar, btb, 144 Seiten, 10 Euro (Taschenbuch

Die Würde ist antastbar (von Ferdinand von Schirach)
Im August bin ich zum ersten Mal mit Gerichtsberichterstattung (was für ein hässliches Wort!) in Berührung gekommen. In meiner letzten Volo-Station durfte ich ein paar Mal ins Gericht und Artikel über die Verhandlungen schreiben. Zugegeben: Es ist nicht viel spannendes passiert. Aber es war das erste Mal, dass ich überhaupt in einem Gericht war und plötzlich hatte ich Lust, endlich etwas von Ferdinand von Schirach zu lesen, der ja selbst Jurist ist. Eine Freundin von mir erzählte mir, dass sie dieses Buch von ihm gelesen hatte und daher lieh ich es mir aus.
Inhalt: Ferdinand von Schirach beschäftigt sich in seinen Essays mit den großen Themen unserer Zeit – warum der Terrorismus letztlich über die Demokratie entscheidet – und geht zugleich sehr persönlichen Gedanken nach, über das Schreiben, das Lesen mit dem iPad und das Rauchen.
Meinung: Es war wie gesagt mein erstes Buch von Schirach und es hat mir ganz gut gefallen. Entgegen meinem Wunsch, ein Gerichtsdrama o.ä. zu lesen, sind dies hier Essays zu allen möglichen Themen. Schirach hat meiner Meinung nach eine interessante Meinung zu vielen Fragen der modernen Gesellschaft, Fragen, die auch ich mir teils schon gestellt habe. Es ist recht kurz, doch man kann sich hier wirklich die Zeit nehmen, um über die Texte intensiv nachzudenken. Am liebsten hätte ich es in einem Buchclub gelesen, um mich intensiv mit anderen darüber auszutauschen.

Becks letzter Sommer (von Benedict Wells)
Immer wieder habe ich „Phasen“. Genre-Phasen oder Autoren-Phasen. Wenn mir eine Sache gefällt, dann bleibe ich gern dabei. So ist es aktuell bei Benedict Wells. Nachdem mir „Vom Ende der Einsamkeit“ so unglaublich gut gefallen hat, wollte ich unbedingt weitere Werke von ihm lesen. Weiter ging es also mit seinem Debütroman.
Inhalt: Beck ist nicht zu beneiden. Mit der Musikerkarriere wurde es nichts, sein sicherer Job als Lehrer ödet ihn an, und sein Liebesleben ist ein Desaster. Da entdeckt er in seiner Klasse ein unglaubliches Musiktalent: Rauli Kantas aus Litauen. Als Manager des rätselhaften Jungen will er es noch mal wissen, doch er ahnt nicht, worauf er sich da einlässt.
Meinung: Ein Roadtrip der anderen Art! Mein zweites Buch von Benedict Wells (und das erste, das von ihm veröffentlicht wurde) hat mir gut gefallen. Es ist anders als „Vom Ende der Einsamkeit“, aber doch irgendwie nicht. Die Grundthematiken (Einsamkeit, Schicksal, das Leben) sind die gleichen – nur der Ton ist ein wenig anders. „Becks letzter Sommer“ war humorvoller, abgefahrener – aber dennoch bewegend. Ich freue mich schon darauf, weitere Bücher von Wells zu lesen!

Li, Qing: Die wertvolle Medizin des Waldes, rowohlt, 320 Seiten, 16,99 Euro (Taschenbuch)

Die wertvolle Medizin des Waldes. Wie die Natur Körper und Geist stärkt (von Dr. Qing Li)
Momentan bin ich wieder in der Stimmung für Sachbücher. Damit meine ich nicht unbedingt überkomplizierte Fachliteratur, die ich eher in meinem Studium lesen „durfte“, sondern einfach nicht Romane. Noch dazu begeistert mich das Thema Natur, Kräuter und Pflanzen gerade ungemein – weshalb ich sehr interessiert an diesem Buch war.
Inhalt: „Waldbaden“ ist ein Trendwort, doch in diesem Wort widmet sich Li der Wissenschaft hinter diesem Trend. Er beantwortet die Frage, wieso der Wald uns so gut tut, und wie wir diese Waldmedizin in unser modernes Leben einbauen können – selbst, wenn wir in einer Großstadt leben.
Meinung: Ich muss hierzu vielleicht sagen, dass ich mich aufgrund meines Studiums (Gesundheitsförderung) schon lange für alternative Medizin interessiere. Dass Natur uns gut tut, das ist kein Geheimnis. Aber: Wieso das so ist, wie Gerüche, Farben und Inhaltsstoffe auf uns und unseren Körper wirken, das ist in diesem Buch sehr spannend beschrieben. Auch hier würde ich nicht sagen, dass es mein Leben verändert hat, aber ich plane bewusster Spaziergänge im Grünen ein (auch in der Mittagspause), lege das Handy zur Seite und genieße den Ausblick aus meinem Fenster. Vor allem in Kombination mit „Digitaler Minimalismus“ hat es definitiv meine Denkweise beeinflusst – und zwar positiv.

Gilbert, Elizabeth: Big Magic, Bloomsbury UK, 276 Seiten, ca. 6,78 Euro (Taschenbuch)

Big Magic. Creative living beyond fear (von Elizabeth Gilbert)
In den letzten Monaten habe ich gleich zweimal von diesem Buch gehört. Einmal bei einer Podcastaufnahme mit Nora Teichert von Wayra Arts und dann noch bei der YouTuberin Joana June. Nachdem ich bereits Kreativität von Melanie Raabe äußerst hilfreich und interessant fand, war ich gespannt darauf, wie sich dieses Buch wohl davon unterscheiden und ob es mir genauso viel bringen würde.
Inhalt: Elizabeth Gilbert dürfte vielen von „Eat Pray Love“ bekannt sein. Doch vor diesem Bestseller hatte auch Gilbert damit zu kämpfen, überhaupt Fuß in der Literaturwelt zu fassen. Sie teilt hier Tipps und Erfahrungen, welche ihr geholfen haben, dranzubleiben, kreativ zu sein und ein Leben voller Kunst und dem Glauben daran zu führen.
Meinung: Ich habe schon eine Kritik gehört, dass dieses Buch zu spirituell ist. Und ja, Elizabeth Gilbert scheint durchaus eine spirituelle Frau zu sen, die an mehr glaubt als das, was wir sehen können. Da ich dies aber auch tue, ist es für mich kein negativer Punkt, sondern einfach eine interessante neue Sichtweise. Letztendlich muss man aus allem das für sich persönlich herausziehen, was individuell passt. Hier waren es definitiv einige Dinge. Vor allem hilft es aber immer, zu lesen, wie erfolgreiche Autoren und Autorinnen arbeiten, dass auch sie scheiterten, und wie sie damit umgegangen sind.
PS: Ich habe es auf Englisch gelesen, was durchaus machbar ist 🙂

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