Gelesen! April bis Juni 2022

Etwas spät dran bin ich mit diesem Lesequartal, aber, was soll ich sagen? Die Hitze hat mich träge gemacht. Ich habe ein bisschen gelesen, wenig geschrieben und mich durch die letzten Wochen gekämpft. Aber hier ist sie, die Liste an Büchern, die ich gelesen oder gehört habe. Tadaaaaa:

Gelesen im zweiten Quartal 2022: April, Mai, Juni

Raabe, Melanie: Lady Gaga, KiWi, 128 Seiten, 10 Euro (gebunden)

Lady Gaga (von Melanie Raabe)
„Pokerface“ und „Just Dance“ von Lady Gaga haben selbstverständlich auch meine Partyzeit begleitet. Aber ehrlich gesagt habe ich mich sonst nicht wirklich mit der Künstlerin beschäftigt. Das Interesse an diesem Buch kam also rein durch mein Interesse an Melanie Raabe.
Inhalt: Melanie Raabe schreibt über die ersten Jahre ihres Autorinnenlebens – mit und ohne veröffentlichte Bücher. Eine wichtige Person dabei ist, wer hätte es gedacht?, Lady Gaga. Eine Künstlerin, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Und so erzählt die Autorin davon, wie die Songs und Alben der Dame im Fleischkostüm irgendwie ihr Leben begleiten, wie der blonde Engel in ihren Träumen auftaucht und ihr Tipps fürs kreative Leben gibt.
Meinung: Es war ein kurzes Hörvergnügen. Die Verbindung zwischen Melanie Raabes und Lady Gags Leben hat mir sehr gut gefallen. Es ist schon faszinierend, wie zwei Menschenleben auf sonderbare Weise verflochten werden können, obwohl sich die Personen gar nicht kennen. Es ist ein sehr persönliches Buch, das vor allem Einblick in Melanie Raabes Leben und künstlerischen Werdegang gibt – genau das, was mich interessiert hat. Ansonsten motiviert das Buch definitiv, sich selbst darüber Gedanken zu machen, welche Musiker*innen wohl das eigene Leben beeinflusst und irgendwie begleitet haben? Ich persönlich bin noch zu keiner so tiefgründen Antwort gekommen, wie Melanie Raabe. Ich höre zwar gern Musik, habe aber nicht das Gefühl, dass irgendjemand unbewusst den Soundtrack zu meinem Leben schreibt.

Modiano, Patrick: Im Café der verlorenen Jugend, Hanser, 160 Seiten, 8,99 Euro (e-Book)

Im Café der verlorenen Jugend (von Patrick Modiano)
Dieses Buch ist mir begegnet, weil mein bester Freund – der wunderbare Schauspieler, Lyriker, Lektor und allgemein Mensch Felix Erdmann – es in seiner Bachelorarbeit behandelte. Und noch dazu stellte er es in der allerersten Folge meines Podcasts vor. Was soll ich sagen? Ich musste dieses Buch lesen – oder in meinem Fall: hören.
Inhalt: Paris in den 60er Jahren: Die Geschichte dreht sich rund um Louki, die bereits als Kind von ihrer Mutter immer wieder weggelaufen ist. Ihren Vater kennt sie nicht und ihren Ehemann verließ sie wenige Zeit nach der Hochzeit. Irgendwann entdeckt sie das Café Condé, dem „Café der verlorenen Jugend“ und findet dort Zuflucht.
Meinung: Ich habe die Geschichte gern gehört. Sie ist ruhig erzählt und nimmt uns mit in das Leben der geheimnisvollen Louki. Aber: Umgehauen hat es mich nicht. Ich verstehe, dass die Schreibweise schön und besonders ist, dass die Erzählweise Mal etwas anders ist. Vielleicht ist es besser, dieses Buch zu lesen, statt zu hören.
Felix Erdmann spricht ausführlich über dieses besondere Buch in der ersten Folge meines Podcasts:

Raabe, Melanie: Kreativität, btb, 352 Seiten, 11 Euro (Taschenbuch)

Kreativität. Wie sie uns mutiger, glücklicher und stärker macht (von Melanie Raabe)
Ihr merkt, ich bin in einem kleinen „Melanie-Raabe-Fieber“. Ich muss also, glaube ich, gar kein Vorgeplenkel mehr schreiben 😉
Inhalt: Der Buchtitel ist Programm. Es geht um Kreativität. Was das ist, wie wir kreativ werden können, was uns hemmt, was uns hilft, wie Melanie Raabe selbst zu ihrer Kreativität gefunden hat und: wieso jeder Mensch kreativ ist. Nicht jeder muss komponieren, ein Buch schreiben oder ein Bild malen. Auch im Alltag sind wir andauernd kreativ, etwa beim Kochen, Stricken oder Zimmer einrichten. Es enthält Tipps und Kreativitätsübungen, die man leicht in den Alltag einbauen kann oder die es wert sind, sich einmal Zeit für sie zu nehmen.
Meinung: Ich liebe Melanie Raabes Ansatz. Jede*r ist kreativ. Jahrelang habe ich für mich persönlich ein abstraktes, experimentelles, außergewöhnliches Bild von „Künstler*innen“ und „Kreativen“ gemalt, das ich nie und nimmer hätte erreichen können. Und das führte dazu, dass ich überzeugt war: Ich bin keine Künstlerin. Ich kann keine Künstlerin sein, schließlich habe ich keine verrückten Outfits, laufe nicht barfuß durch den Park, lebe nicht von Brot und meiner Kunst und habe auch nicht Philosophie, Literarisches Schreiben oder Freie Kunst studiert. – Langsam aber sicher entferne ich mich von diesem Bild, das mich innerlich krank macht, das mich hemmt in meiner kreativen Arbeit. Denn ja, ich bin kreativ. Ich bin vielleicht nicht experimentell, ich bin kein Michael Ende, kein Franz Kafka und auch kein David Foster Wallace. Ich bin ich und muss meinen Weg finden, wie ich meine Gedanken und Talente verpacken und der Welt präsentieren kann. Das Buch hat mir definitiv geholfen. Es hat Spaß gemacht, es zu lesen und mir ein gutes Gefühl gegeben. Deshalb empfehle ich es jedem Menschen, der, so wie ich, an sich zweifelt. (Kleiner weiterer Buchtipp am Rande: Der Weg des Künstlers, von Julia Cameron!)

Yang, Gene Luen: Avatar: Der Herr der Elemente – Das Versprechen, Band 3, Cross Cult, 80 Seiten, 7,90 Euro (Taschenbuch)

Avatar – Der Herr der Elemente: Das Versprechen, Band 3 (Gene Luen Yang, Gurihiru)
Die Avatar-Comics sind mein Comfort-Read. Ich kuschle mich in mein Bett und genieße die Rückkehr in diese wundervolle Welt, die ich so so so sehr liebe.
Inhalt: Die Stadt Yu Dao gibt es Aufstände. Seit 100 Jahren leben dort Menschen aus dem Erdkönigreich und der Feuernation gemeinsam in Frieden, haben „gemischte“ Familien gegründet und wollen sich daher nicht auseinanderreißen lassen, wie es Avatar Aang und das Erdkönigreich eigentlich wollen. Denn die Kolonien der Feuernationen sollen aufgelöst werden. Zuko wendet sich gegen Aang und hadert mich sich und seinem Versprechen. Genauso ist sich Aang unsicher, wie er mit Zukos Entscheidung umgehen soll…
Meinung: Tatsächlich unterscheidet sich meine Meinung nicht so sehr von der zu den vorherigen Bänden. Die Welt ist (ohne Frage) zauberhaft und ich werde immer einen Platz für die Figuren in meinem Herzen haben. Aber ich denke immer noch, dass sich einige in den Comics nicht ganz so verhalten, wie in der Serie und somit leider teilweise unglaubwürdig wirken. Trotzdem lese ich es gerne, es geht schnell und macht gute Laune. Aber an sich ist die Serie mit einem wirklich guten Ende versehen und im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob ich so viel aus den Comics ziehe oder ob ich nicht besser damit gefahren wäre, das Ende einfach das Ende sein zu lassen. Aber ich kann es ehrlich gesagt trotzdem gut ausblenden, denn im Gegensatz zur Serie, nimmt mich die Handlung der Comics nicht so sehr mit.

Braun, Becca: Licht bricht, bevor es strahlt, 320 Seiten, 14,95 Euro (Paperback)

Licht bricht, bevor es strahlt (von Becca Braun)
Becca Braun hat vor einiger Zeit ein paar YouTube-Videos hochgeladen, die mittlerweile leider nicht mehr online sind. So bin ich auf sie aufmerksam geworden. Ich persönlich mochte die Videos total und war gespannt darauf, wie ihr Weg weitergehen würde. Als ich erfuhr, dass sie ihren Debütroman veröffentlichen würde, habe ich sie sofort gefragt, ob sie nicht Gästin in meinem Podcast sein möchte. Und das war sie – zweimal sogar! In einer Folge sprechen wir über drei Bücher, die ihr Leben beeinflusst haben. In der zweiten über ihren eigenen Roman.
Inhalt: Virginia beginnt ihr Studium der Soziologie an der Uni Havenitz. Eigentlich wäre sie lieber nach Berlin gezogen. Doch ihre Mutter ist suchtkrank und braucht sie. Und so folgen wir Virginia auf ihrem Weg zu sich selbst, bei ihrer Entwicklung zu einer selbstständigen Frau, die weiß was sie will – oder auch nicht. Sie findet Freunde und einen besonderen Jungen, der ihre Gedanken zur Liebe ändert.
Meinung: Die Intention und Grundidee der Geschichte gefiel mir sehr gut, auch der Schreibstil war flüssig und schön zu lesen. Soweit so gut. Allerdings war mir persönlich das Buch allen in allem „zu woke“. Was ich damit meine? Ganz einfach: die Charaktere in Beccas Buch sind für mich der Inbegriff einer woken Bubble. Eigentlich setzen sich alle für LGBTQIA+ Interessen ein, sind sehr sensibel was Rassismus und sonstige Diskriminierung angeht, sind allesamt sehr alternativ. Nicht falsch verstehen! Ich finde das nicht unsympathisch oder ähnliches, überhaupt nicht. Aber ich hätte mir gewünscht, ein bisschen mehr realistische Skepsis in Form von „außenstehenden“ Figuren einzubringen. Oder die Entwicklung was diese Themen angeht mehr zu verdeutlichen. Es gibt – zumindest in dem hier dargestellten Kreis – keine längeren Entwicklungen, wenn ein „Fehler“ gemacht wird, klärt eine ander Figur auf und sofort wird es verstanden. Wenn ein Charakter ein Problem hat, ist dieser meist sehr reflektiert und weiß genau, woher welches Verhalten kommt usw. Das kann durchaus so sein, aber ich persönlich, als jemand, die beispielsweise auch pro gendern ist und vegan lebt, kenne diese Diskussionen, weiß, dass Menschen, die gewissen Themen gegenüber (bisher) nicht offen waren, auch nicht so leicht zu überzeugen sind. Das hätte ich mir auch mehr im Roman gewünscht. Denn letztendlich, so schade ich es ja selbst finde!, ist die hier dargestellte Bubble nicht die Realität. Ich verstehe und würdige allerdings das Vorhaben der Autorin, diese Themen im Buch einzubauen. Mir persönlich war es dann aber einfach ein wenig zu viel und es wäre mir lieber gewesen, wenn der Fokus auf zwei oder drei Hauptthemen gerichtet würde und diese dann auch ausführlicher betrachtet werden könnten.
Mit der Autorin Becca Braun habe ich in einer Folge meines Podcasts über ihr Buch gesprochen:

Kapeller, Maria: Lovely Planet, Kremayr & Scheriau, 224 Seiten, 23 Euro (kartoniert)

Lovely Planet. Mit dem Herzen reisen und die Welt bewahren (von Maria Kapeller)
Ich hatte das Vergnügen, Maria Kapeller für meinen Podcast interviewen zu dürfen. Die Folge erscheint allerdings erst im August (sobald sie online ist, werde ich sie hier verlinken). Das Thema hat mich sofort angesprochen, denn nicht nur reise ich gern – wie so viele Menschen -, ich versuche auch, ein nachhaltiges Leben zu führen. Mir persönlich liegt die Umwelt und unser Klima sehr am Herzen. Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich mit meinem Leben und Verhalten etwas Positives beitragen kann.
Inhalt: Bewusst und nachhaltig um die Welt. Das ist durchaus möglich. Aber wieso sollten wir überhaupt aufs Fliegen verzichten? Nur wegen dem CO2-Ausstoß? Nein, Maria Kapeller zeigt in diesem Buch, welche Themen in der Tourismusbranche durchaus kritisch betrachtet werden können und wie wir mit langsamen Schritten ein nachhaltigeres Reiseverhalten umsetzen können.
Meinung: Anfangs fiel es mir zugegeben recht schwer, das Buch zu lesen. Ich fühlte mich ertappt, wollte keine Schuld auf mich nehmen. Und das, obwohl ich wenig fliege und mich als nachhaltigen Menschen bezeichnen würde. Wie geht es wohl Menschen, die jedes Jahr mehrmals ins Flugzeug steigen? Die in All-inclusive-Hotels die Beine hochlegen? Aber es ist logisch, Maria Kapeller legt den Finger in die Wunde. Und wer sich mit solchen Themen beschäftigen möchte, wird zwangsläufig merken, dass es (auch im eigenen Leben) Verbesserungspotenzial gibt. Mit der Zeit gefiel mir das Buch aber immer mehr, denn die eigentliche Botschaft ist: Nachdenken, achtsam sein, hinterfragen! Das ist natürlich etwas, das auf viele Themen zutrifft, aber gerade beim Reisen oft nicht gemacht wird. Wir buchen, ohne zu überlegen, welche Auswirkungen unser Urlaub auf Einheimische oder die Umwelt haben könnte. Wir denken, wir tun etwas Gutes, wenn wir in ein „armes Land“ reisen, dabei hat unser Ausflug oft einen schlechten Einfluss auf eben jene Menschen, die wir eigentlich unterstützen könnten. Ich empfehle das Buch JEDEM Menschen, denn Reisen ist in (fast) jedem Leben ein Thema.

Etwas zu ändern ist nie leicht. Aber es ist nötig, damit wir unsere Erde erhalten.

Schwartz, Simon: Packeis, avant-Verlag, 176 Seiten, 19,95 Euro (Taschenbuch)

Packeis, Graphic Novel (von Simon Schwartz)
Auf dieses Buch bin ich durch den YouTube-Kanal „Buchgeschichten“ aufmerksam geworden. Ich weiß leider nicht mehr genau, in welchem Video die Graphic Novel vorgestellt wurde, aber es ist bei mir hängen geblieben. Als ich sie zufällig in der Bücherei stehen sah, musste ich sie einfach mitnehmen!
Inhalt: Wer war Matthew Henson? Um ihn dreht sich das Buch „Packeis“, denn er hat wahrlich außergewöhnliches erlebt. 1909 erreichte er als erster Mensch den Nordpol und wurde Teil der Sagenwelt der Inuit. Wieso ist er also so unbekannt? Wieso wurde er nicht berühmt, ging nicht in die Geschichtsbücher ein? Ganz einfach: Matthew Henson war schwarz. Doch dieses Buch widmet sich seiner Geschichte und macht somit auch auf ein rassistisches System aufmerksam.
Meinung: Mir haben die Zeichnungen und auch die Geschichte gut gefallen. Vor allem, weil es sich um eine historische Handlung handelt, die mir nicht bekannt war. Es ist immer wieder unglaublich, wie viel Schmu in der „Geschichte“ gemacht wurde – Fälschungen, Unterdrückungen, usw. Hier natürlich vor allem bezogen auf den Aspekt des Rassismus. Auch hat mir der „biografische“ Teil am Ende gefallen, bei dem nochmal genauer auf die eigentlichen Gegebenheiten und Biografien der Personen und Vorfälle eingeganen wird und auch Originalfotos gezeigt werden. Ich mag generell Erfahrungs- und Abenteuerberichte (zum Beispiel von Jon Krakauer), deshalb faszinieren mich solche Einblicke sehr. Ich hatte das Buch an einem Tag durch und würde es definitiv weiterempfehlen an Menschen, die sich für Expeditionen interessieren. Letztendlich stellte ich mir ganz allgemein die Frage: Was und wem darf man glauben? Wie korrekt sind unsere Geschichtsbücher? Aber das ist wohl ein viel größeres Thema…

Domínguez, Carlos María: Das Papierhaus, Insel, 87 Seiten, 9 Euro (broschiert)

Das Papierhaus (von Carlos María Domínguez)
Eine Freundin hatte mir vor einigen Wochen dieses kleine Buch empfohlen – weil ihr es nicht gefallen hat. Als sie mir erzählte, worum es geht, wurde ich sofort neugierig. Und, so viel sei schonmal gespoilert: sie hatte recht. Es hat mir gefallen.
Inhalt: Beim lesen gestorben – das widerfuhr der jungen Literaturprofessorin Bluma Lennon, die mit einem Gedichtband in der Hand überfahren wurde. Ihr Nachfolger in Cambridge erhält eines Tages ein mysteriöses Päckchen, ein ramponiertes Buch, mit einer seltsamen Widmung…
Meinung: Wenn ich hier Sterne verteilen würde, würde „Das Papierhaus“ alle Sterne bekommen, die es gibt. Dieses kleine Buch hat mir unglaublich gut gefallen. Doch man muss sagen: es ist nichts für Menschen, die nach einem spannungsgetriebenen Plot suchen. Dieses Büchlein lebt von der wundervollen Sprache, lebt davon, dass man sich mit den Figuren, die Literatur und Bücher über alles lieben, identifizieren kann. Wer nach einem ruhig und schön geschriebenen Text sucht, in den man sich hineinfallen lassen kann, bei dem man sich jedes Wort und jeden Satz auf der Zunge zergehen lassen kann, für den/die ist Domínquez‘ „Das Papierhaus“ sicherlich etwas. Ich für meinen Teil war so begeistert, dass ich unbedingt mehr von diesem argentinischem Schriftsteller lesen möchte. Allerdings ist das gar nicht so einfach, denn seine Werke sind in Deutschland (eben mit Ausnahme dieses Buches) quasi nicht erhältlich. Zum Glück kenne ich Menschen, die bald Urlaub in Spanien machen, und hoffe, die Originalausgaben zu bekommen – und zwar nicht gebraucht für 35 Euro beim großen A.

Murata, Sayaka: Die Ladenhüterin, Aufbau Taschenbuch, 145 Seiten, 12 Euro (Taschenbuch)

Die Ladenhüterin (von Sayata Murata)
Auch dieses Buch habe ich bei Buchgeschichten gesehen. Im Nachhinein weiß ich gar nicht mehr, wieso ich es lesen wollte. Oder ob ich es doch nur zufällig bei meiner Hörbuch-App gesehen habe und deshalb gehört…
Inhalt: Keiko Furukura ist anders. Gefühle sind ihr fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie. Sie arbeitet in einem Supermarkt, einem sogenannten Konbini, als Aushilfe. Doch obwohl Keiko für sich ganz zufrieden ist, wird sie immer wieder belächelt, hinterfragt – vor allem, was ihre Partnersuche angeht. Um dem ein Ende zu bereiten, lässt sie sich auf eine Zweckbeziehung ein, die alles andere als glücklich ist.
Meinung: Um ganz ehrlich zu sein, hat mich das Buch ziemlich aufgeregt. Besser gesagt: die Charaktere. Nicht unbedingt die Protagonistin, die selbstverständlich sehr eigen ist. Aber das stört mich nicht. Eher war ich erstaunt, dass sie ihren Weg geht, und traurig, dass sie sich doch so sehr von der Gesellschaft beeinflussen lässt. Aber es gab einige Fragen, die bei mir aufgekommen sind: Warum bleibt ??? immer nur Aushilfe, wenn sie den Job so sehr liebt? Hätte sie nicht fest im Laden arbeiten können? Warum interessiert es sie lange nicht, dass sie alleine ist, holt sich dann aber so einen Stümper ins Haus? Klar kann man es wohl damit begründen, dass sie selbst vielleicht nicht so recht weiß, was sie mit sich anfangen soll. Das glaube ich aber nicht. Sie weiß es sehr wohl. Wahrscheinlich soll es einfach eine Gesellschaftskritik sein. Aber meiner Meinung nach keine sehr gelungene. Offenbar ist die Protagonistin autistisch veranlagt. Natürlich weiß ich nicht, wie es in ??? ist – aber ich bezweifle, dass in Deutschland (oder zumindest in meinem Umfeld) irgendjemand eine Autistin dauernd dazu drängen würde, endlich so zu sein wie alle anderen. Vor allem, wenn es ein Familienmitglied ist. Aber vielleicht lebe ich auch nur in einer Friede-Freude-Eierkuchen-Bubble und dieses Drängen ist durchaus gängig.

Trojanow, Ilija: Nach der Flucht, S. Fischer, 128 Seiten, 15 Euro (gebunden)

Nach der Flucht (von Ilija Trojanow)
Auch dieses Buch wurde in meinem Podcast vorgestellt, nämlich in Folge 3 von Hamed Abboud. Es hatte mich schon damals interessiert, aber ich bin natürlich nicht dazu gekommen, es früher zu lesen. Nun habe ich es als Hörbuch gehört, gelesen vom Autor selbst, was ich als sehr bereichernd empfinde.
Inhalt: Ilija Trojanow ist als Kind zusammen mit seiner Familie aus Bulgarien geflohen, eine Erfahrung, die ihn bis heute nicht mehr los lässt. Aber was bedeutet es, ein „Geflüchteter“ zu sein? Was bedeutet es für die Nachkommen? Für die eigene Identität? In diesem Buch schreibt er darüber, und das auf eine höchst poetische Art und Weise.
Meinung: Was für ein grandioses Werk! Ich liebe es. Es hat mich unglaublich berührt, es hat mich zum Nachdenken gebracht, es hat mich erschüttert. Alles, was ein wirklich gutes Buch tun sollte, oder? Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst eine internationale Geschichte habe. Meine Eltern kamen 1988 nach Deutschland, ich allerdings bin schon hier geboren. Die Frage nach Identität beschäftigt mich allerdings trotzdem. Vielleicht sogar noch mehr, als etwa meine Eltern. Als jemand, der zweisprachig aufgewachsen ist, andere Brotzeiten als meine Schulfreund*innen dabei hatte, manche Wörter nicht kannte und auch heute noch – zumindest gedanklich – zwischen zwei Nationalitäten steht, ist es ein innerer Prozess, sich als Person wirklich zu verstehen. Diesen Prozess macht natürlich jede*r durch. Aber sowas ist eben individuell. Das Buch hat definitiv Gedankengänge angestoßen und ich möchte mich noch mehr mit der Identität von Geflüchteten und Ausgewanderten beziehungsweise deren Nachkommen beschäftigen.
Um noch mehr über das Buch zu erfahren, und das aus der Perspektive eines Geflüchteten, der selbst Autor ist, hört euch die Podcast-Folge mit Hamed Abboud an:

Honigmann, Barbara: Eine Liebe aus nichts, 112 Seiten, 7,99 Euro (e-book)

Eine Liebe aus nichts (von Barbara Honigmann)
Diesmal war meine Arbeit bei der Zeitung Schuld, dass ich auf ein Buch gekommen bin. Barbara Honigmann erhielt Anfang Juli den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und ich führte ein Interview mit ihr. In Vorbereitung auf das Gespräch habe ich dieses Buch gelesen, aus dem sie bei der Preisverleihung gelesen hat.
Inhalt: Barbara Honigmann erzählt in diesem Buch von sich selbst. Von ihrem Vater, mit dessen Tod die Geschichte beginnt, und von einer Liebe, die sie für lange Zeit festhält – und die doch „eine Liebe aus nichts“ war. Ein autobiografisch geprägtes Buch über eine junge, jüdische Frau, ihr Leben und ihre Lieben.
Meinung: Eine schön und ruhig erzählte Geschichte, die sich schnell lesen lässt und dennoch nachdenklich macht. Ich mochte vor allem die Sprache und würde es definitiv weiterempfehlen.

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