Gedicht: Wie das tote Meer gestorben ist
Für Simon zum 30. Geburtstag.
Ungelöstes Rätsel
Eines Tages, eines langen,
Mussten viele Menschen bangen.
Als eins der Meere, weltbekannt,
Aus dem Weltatlas verschwand.
Alle suchten, Stunden, Tage,
Nach der Antwort auf die Frage:
„Wo kann es sein? Wo ist es hin?
Das macht doch alles keinen Sinn…“
Nach vielen ahnungslosen Wochen,
Kam es plötzlich angekrochen.
Es sei ganz schrecklich krank gewesen,
Wollte erst einmal genesen.
Noch leicht verschnupft, die Augen feucht,
Magen-Darm-Trakt auch verseucht,
Fiebrig heiße rote Wangen,
Knochen sind kaputt gegangen.
Hat sich versteckt, hat sich geschämt,
Hat tagelang sich nur gegrämt,
Bis es schließlich einsehen musste,
Dass es nicht mehr weiter wusste.
Es kam zurück, so klein mit Hut,
Angst vor einer Virus-Flut.
Suchte Hilfe, suchte Heilung,
Professionelle Ärzte-Meinung.
Und so begann das heiße Raten:
Heiler aller großer Staaten,
Und auch die kleinen schickten Profis,
Auf der Suche nach der Dosis,
Nach guten Kapseln, Kugeln, Pillen,
Für neue Kraft und Lebenswillen.
Doch so ging es tagelang,
Bis das Meer schlicht nicht mehr kann.
Es liegt im Bett, beginnt zu weinen,
Man kann es länger nicht verneinen.
„Es sieht nicht gut aus, wenn nicht schlecht,
Das Meer ist viel zu sehr geschwächt…“
Der Blutdruck sinkt, das Herz bleibt stehen,
Und auf dem Monitor zu sehen:
Eine Linie, gerade, lang,
Bei dem man Piepen hören kann.
Pazifik, Indik, Mississippi,
Und vom Caca auch der Titi,
Alle reisen kreuz und quer:
Denn ihren Freund, den gibt’s nicht mehr.
Die Freunde weinen, salzig, süß,
Sagen still und heimlich: „Tschüss“.
Die Trauer, sie wiegt tonnenschwer.
Rest in Peace, du totes Meer.
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